Was trinken auf einer Wanderung?

Wenn du ein paar Tage wanderst, ist die richtige Flüssigkeitszufuhr kritisch und (mit) entscheidend für den „Erfolg“ der Tour, also dafür, ob – und wie du ankommst. Jeder, der sich mal mit Sporternährung beschäftigt hat, weiss wie wichtig richtiges trinken ist: Bereits bei einer Dehydrierung von wenigen Prozent fällt die Leistungsfähigkeit des Körpers um 10% ab. In diesem Artikel schreibe ich über meine Erfahrungen zum Thema Trinken und Transport von Wasser.

Es gibt viele gute und richtige Ratschläge, welches Getränk für Ausdauerleistungen optimal geeignet ist. Angefangen mit Apfelschorle, Mineralwasser, iostonischen Getränken, über Energy-Drinks bis hin zur sogenannten Konditions-Halbe – grundsätzlich kann jeder trinken was ihm schmeckt. Aber nicht alles funktioniert wirklich.

Nach langem hin- und her und viel Experimentieren bin ich heute wieder ganz am Anfang gelandet: unterwegs trinke ich Wasser, sonst nichts. Wenn ich irgendwo einkehre, gibt’s natürlich einen Cafe oder auch ein kühles Bier. Auf dem Trail bin ich aber auf den Geschmack gekommen: nichts geht über frisches Quellwasser.

Warum das so ist, erkläre ich hier. Aber möchte ich mal die gängigsten Argumente GEGEN Wasser anschauen:

Wasser trinken auf einer Wanderung
Apfelschorle - das Sportgetränk schlechthin, aber fürs Wandern?

Tee schmeckt aber besser?!

Ich habe nichts gegen Tee einzuwenden. Es gibt coole Früchtetees oder leckere japanische Grüntees, die mit einem Schuss Zitrone sehr gut schmecken und ausserordentlich gesund sind. Allerdings kostet es mir zu viel Zeit und zu viel Brennstoff, das Wasser extra abzukochen nur um ein wenig Geschmack rein zu bekommen.

Ausserdem gefällt mir nicht, dass viele Tees Verfärbungen und Ablagerungen im Gefäss hinterlassen. Neben dem ästhetischen Problem führt das dazu, dass sich Bakterien leichter anheften können.

Fazit zum Tee
Tee ist zwar lecker und gesund, mir aber zu aufwendig in der Herstellung. Wenn ich am Abend am Feuer sitze und den Herd sozusagen „umsonst“ bekomme, mache ich mir gerne mal eine Tasse, aber nicht als Marschgetränk tagsüber.

Isotonische Getränke sind das beste?!

Es stimmt zwar, dass der Körper isotonische Getränke am besten aufnehmen kann, handelsübliche Produkte enthalten mir aber häufig zu viel Zusätze, wie z.B. Vitamine, Fructose usw. Manche sogenannte Sportgetränke enthalten sogar mehr Zucker als während des Sports verbrannt werden kann.

Ausserdem: ist in einem Getränk irgendeine Zuckerart enthalten, schimmelt das Trinkgefäss um ein vielfaches schneller, da der Zucker eine ideale Nahrung für Bakterien darstellt. Das Reinigen wird dadurch um ein vielfaches aufwändiger, und ausserdem muss ich das Getränkepulver ständig mit mir herumtragen.
Der gesundheitliche Mehrwert eines isotonischen Getränkes – gegenüber Wasser – ist ausserdem stark überschätzt, wodurch ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich lieber drauf verzichte.

Apfelschorle - das Sportgetränk schlechthin, aber fürs Wandern?

Apfelschorle liefert aber mehr Energie?!

Für Apfelschorle gilt im Grunde das gleiche wie für isotonische Fertiggetränke bzw. Getränkepulver. Es ist isotonisch, schmeckt gut, ist aber stark zuckerhaltig und trägt sich schlecht während einer mehrtägigen Wanderung.

Der enthaltene Zucker verursacht das selbe Hygiene-Problem wie bei den isotonischen Getränken: die Bakterien feiern ausgerechnet dort die geilste Party, wo ich am schlechtesten zum Reinigen hin komme. Daher fällt für mich der/die/das Apfelschorle auch raus.

Energy-Drinks geben mir einen Kick?!

Bevor ich morgens los laufe, trinke ich gerne eine Tasse Cafe. Wenn ich früh genug loskomme (vor Sonnenaufgang), gönne ich mir unter Tags auch mal eine ausgedehnte Rast, bei der ich einen Cafe trinke.
Die aufputschende Wirkung von Energy-Drinks ist zwar besser auf den Tag verteilt, ich brauche aber keinen zusätzlichen Kick wenn ich in der Natur unterwegs bin, die Eindrücke selbst sind meistens sensationell genug.

Ausserdem ist es für mich indiskutabel, Energy-Drinks für mehr als einen Tag im Rucksack zu tragen, also fällt diese Lösung auch weg – mal ganz zu schweigen vom Zuckergehalt. Da kehre ich unterwegs doch lieber mal in eine Bergwirtschaft oder Ferme Auberge ein. Und für den besonderen Kick werden dort noch ganz andere Getränke verabreicht. Es lebe Frankreich!

 

Quellwasser In Den Vogesen Martinfrick 6729

Nichts geht über frisches Quellwasser

Deshalb ist für mich frisches Quellwasser unterwegs inzwischen das non-plus-ultra. Während ich zu Hause gar nicht so gerne Wasser trinke, erscheint es mir unterwegs die ultimative Erfrischung zu sein. Das liegt sicher daran, dass Quellwasser tatsächlich eine unerreichte Qualität hat, ausserdem schmeckt mir das Wasser in den Vogesen um ein vielfaches besser als zu Hause.

Wenn du ein paar Tage durch eine wilde Gegend wie z.B. die Alpen oder die Vogesen läufst, verändert sich auch deine Wahrnehmung von dem was du brauchst und was dir schmeckt. Zuhause habe ich mir noch ziemlich den Kopf darüber zerbrochen was ich unterwegs trinken will. Ich hätte es nicht gedacht, aber inzwischen freue ich mich jedes Mal darauf, meine Wasserflasche an einem Bach aufzufüllen. Wasser in der freien Natur zu trinken ist für mich zu einem Genuss – und mein Rucksack entsprechend leichter – geworden.

Ortlieb Wassersack 4 Liter

Wie ich unterwegs mein Trinkwasser transportiere

Es gibt zwei wichtige Fragen, wenn es darum geht unterwegs Wasser zu transportieren:

  1. Wie viel Wasser muss ich maximal transportieren können?
  2. Welche Gefässe verwende ich für mein Trinkwasser?

Man könnte meinen, dass sich diese beiden Fragen in einem Aufwasch beantworten lassen. Ganz so einfach ist es aber nicht. Es ist ein grosser Unterschied, ob du über eine lange Zeit viel Wasser transportieren musst oder ob du dich am Abend an einer Quelle versorgst, um für das Nachtcamp ausgestattet zu sein.

Tagsüber ist es wichtig, sich ohne viel Aufwand und zwischendurch mit Flüssigkeit versorgen zu können. Ausserdem kann es passieren, dass du klares Wasser findest, aber nicht sicher bist, ob es ohne Behandlung trinkbar ist. In diesem Fall musst du das ungereinigte Wasser sicher vom gefilterten Trinkwasser trennen können.

Daher arbeite ich meistens mit einer Kombination aus zwei Gefässen: einem Wassersack und einer leicht erreichbaren Trinkflasche. Hier stelle ich ein paar Modelle vor, mit denen ich bisher Erfahrungen gesammelt habe:

Wandern in den Vogesen
Aluminium Trinkflasche für Wanderungen in den Vogesen

SIGG Alu-Trinkflasche

Seit ich denken kann, bin ich mit einer SIGG Trinkflasche in den Bergen unterwegs gewesen. Ein grosser Vorteil ist der Schraubverschluss mit Dichtung, der über lange Jahre verlässlich dicht bleibt. Und wenn sie irgendwann total verbeult aussieht, wird sie zur Visitenkarte des Eigentümers.

Aber es ist ein Irrtum zu denken, dass man hier aus einer Aluminiumflasche trinkt. Innen ist sie mit einem Kunststoff überzogen, daher sollte die Beschichtung entsprechend vorsichtig behandelt werden. Sollte die Beschichtung beschädigt sein, empfiehlt sich ein Austausch.

Einigermassen pfleglich behandelt, hält dieses Qualitätsprodukt aber über Jahrzehnte.

Vogesen Wanderung Trinken 6787

Nalgene Weithalsflasche

Die Nalgene Flaschen wurden in den letzten Jahren immer beliebter. Ich sehe sie auf einem Level mit den SIGG Flaschen, mit dem Unterschied, dass sie besser zu reinigen sind. Für manche Buschcrafter ist es zudem ein Argument, dass der Tatonka Edelstahl Becher genau darüber passt.

Damit hast du schon ein puristisches Kochset dabei, es hat allerdings auch sein Gewicht. Ich selbst habe noch ein kleineres Nalgene Modell im Einsatz, weil ich dieses besser in der Netztasche meines Rucksacks unterbringen – und deshalb immer darauf zugreifen kann. Für alle, die auch Fruchtsäfte usw. in ihre Flaschen füllen wollen, kann ein Modell von Nalgene empfohlen werden, weil es am besten zu reinigen ist und man sogar mit einer normalen Spülbürste gut rein kommt.

Die Nalgene Flaschen gehören nicht unbedingt zu den Leichtgewichten, sind aber eine sehr robuste und universelle Lösung.

Vogesen Wanderung Trinken 6787

Platypus Faltflasche

Ein Leichtgewicht unter den „Trinkflaschen“ sind die Faltflaschen von Plantypus. Leichter geht’s wirklich nicht, wenn wir das Volumen und das Eigengewicht des Gefässes in Relation setzen, daher sind diese Teile sehr für Ultraleicht-Fans zu empfehlen.

Allerdings sind sie nicht so leicht zu reinigen, daher fülle ich nur Wasser ein. Nach spätestens drei Jahren kaufe ich jeweils eine neue, weil ich es für übertrieben optimistisch halte, dass heute kein BPA mehr verwendet wird. Es ist gewöhnungsbedürftig, aus etwas flexiblem zu trinken, hat aber den Vorteil, dass sich das Volumen immer an den Inhalt anpasst.

Was mir schwerfällt: obwohl die Flaschen durchsichtig sind, ist es schwer einzuschätzen, wie viel Wasser noch drin ist.

Trinksystem von deuter/source
Trinksystem

Deuter Trinksystem (auch Trinkblase genannt)

Die Wasserversorgung mit einem Trinksystem im Rucksack hat zwei grosse Vorteile:

  1. ich kann jederzeit trinken
  2. die Gewichtsverteilung auf dem Rücken ist optimal.

Ausserdem hat ein Trinksystem ein geringes Eigengewicht bei gleichzeitig grossem Fassungsvolumen. Man kann es zu Hause auch gut öffnen und mit einem Schwamm reinigen. Trotzdem verwende ich es nur für Wasser, da der Schlauch selbst und das Beissventil sonst schnell verunreinigt.

Hinzu kommt noch ein weiterer Vorteil: der Schlauch kann dir draussen extrem gute Dienste erweisen. Immer wieder komme ich an eine Quelle oder ein Rinnsal, das ausreichend sauberes Wasser führt, aber zu klein ist um mit der Flasche rein zu kommen. In diesem Fall kann ich den Schlauch vom Trinksystem abziehen und etwas tiefer wieder in die Flasche (oder das Trinksystem) führen. Ohne den Schlauch wäre das Wasser zwar da, aber nicht erreichbar.

Ortlieb Wassersack praktisch auf einer Wanderung

Ortlieb Wassersack

Ebenfalls sehr leicht, robust und vielseitig sind die Wassersäcke von Ortlieb. Ich habe das 4 Liter Modell seit ein paar Jahren im Einsatz und habe es mit einem Schlauch zu einem Trinksystem erweitert.

Gegenüber dem normalen Trinksystem hat er den grossen Vorteil, dass ich den Saywer Wasserfilter anschliessen kann. Meistens trage ich es leer im Rucksack mit und fülle tagsüber nur meine kleine Nalgene Flasche auf. Bevor ich abends beim Biwakplatz ankomme, fülle ich dann den Wassersack fürs Kochen im Camp.

Er lässt sich nicht so weit öffnen wie ein Trinksystem, aber ein Geschirrtuch passt hinein. Da beschleunigt das Trocken enorm. Mein Ortlieb Wassersack ist eines der Ausrüstungsteile, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.

Was ist mit Edelstahlflaschen?

Ich benutze selbst keine Edelstahlflasche mehr, da mir das Gewicht zu hoch ist. Aus Hygiene- und gesundheitlichen Gesichtspunkten ist dieses Material aber allen anderen überlegen. Es gibt keine Chemie, der Geschmack und die Reinigung sind einwandfrei. Und obendrein kann man das Getränk über dem Feuer erwärmen (und Wasser darin abkochen). Mir ist diese Lösung – wie gesagt- leider zu schwer, daher möchte ich hier keine Produktempfehlung geben.

Wasser aus einem See eignet sich nicht als Trinkwasser

Wie reinige ich meine Trinkflaschen?

 

Es ist sehr wichtig, dass dein Trinkgefäss sauber ist. Immer wieder sehe ich bei Freunden, dass die Trinkflasche am Ventil Verfärbungen aufweist. Diese Pilze und Bakterien belasten aber dein Immunsystem. Es ist vollkommen unnötig, denn dein Körper ist durch die Anstrengung und den Sport bereits in einer Ausnahme-Situation und es bedeutet eine zusätzliche Belastung für deinen Stoffwechsel.

 

Daher verwende ich keine zuckerhaltigen Getränke mehr, und nicht einmal mehr Tees, die ebenfalls Ablagerungen hinterlassen. Wenn du dann noch die folgenden Tipps befolgst, dürfte alles klar gehen:

 

  • Nach Gebrauch fülle ich meine Flasche halb mit Wasser, gebe ein paar Spritzer Spülmittel dazu, schüttle sie und stelle sie verschlossen für einen Tag auf den Kopf. Dadurch tötet das Spülmittel auch Bakterien am Deckel, also dort, wo am meisten Übergänge und Oberflächen für Bakterien existieren. Nach einem Tag spüle ich sie mit klarem Wasser aus und lasse sie offen trocknen. Bei meinem Trinksystem baue ich immer das Beissventil auseinander und lagere die Einzelteile trocken und separat in einer Schublade. Meinen Wassersack trockne ich innen mit einem Geschirrtuch. Da ich das jedes Mal mache wenn ich nach Hause komme, brauche ich nur äusserst selten einen Schwamm oder eine Flaschenbürste.
  • Reicht das nicht, mache ich die selbe Prozedur mit einer Bürste. Diese verwende ich aber so selten wie möglich, um die Oberfläche im Inneren nicht unnötig aufzurauen.
  • Wenn ich trotzdem mal das Gefühl habe dass eine „Kur“ notwendig ist, verwende ich eine Tablette Mikropur und lasse das so behandelte Wasser eine Woche darin stehen. Dieses Präparat tötet alle Keime und Viren im Inneren ab und konserviert das Wasser selbst für ein halbes Jahr. Nach dem Entleeren trockne ich das Gefäss wieder und lagere es offen im Schrank.
  • Ich kann dir nicht sagen, wie du vorgehen solltest, wenn sich bereits Ablagerungen gebildet haben. Abkochen wäre eine Möglichkeit, aber ob das der Kunststoff mitmacht, ist fraglich. Im Zweifelsfall würde ich eine neue Flasche / ein neues Trinksystem kaufen. Praktisch jedes Material enthält Weichmacher und wird mit der Zeit spröde. Auch wenn die Flasche noch gut aussieht, kann sie im Inneren bereits kleine Risse gebildet haben. Mal abgesehen von dem hygienischen Aspekt ist es nicht sehr gesund aus einem Kunststoff zu trinken, der bereits angefangen hat sich selbst abzubauen. Daher kaufe ich alle Trinkgefässe ungefähr alle drei Jahre nach und schmeisse die alten in den Müll.

 

Wanderung Vogesen Trinken 6694

Fazit zum Trinken auf einer Wanderung

Inzwischen dürfte angekommen sein, dass bei mir unterwegs nur noch frisches Wasser „in die Tüte“ kommt (den Flachmann mit Whisky unterschlagen wir hier lieber).

Die Vorteile von frischem Quellwasser liegen auf der Hand:

  • du kannst es überall auffüllen (wo es eine Quelle gibt)
  • du brauchst nur so viel zu tragen, wie du gerade benötigst
  • du brauchst es nicht extra zubereiten, weitere Zutaten entfallen ganz
  • es kostet nichts
  • es schmeckt einfach herrlich
  • es ist sehr gesund
  • die Gefässe sind einfach sauber zu halten

Natürlich musst du dir sicher sein, dass das Wasser Trinkwasser-Qualität hat. Ich beziehe mich hier nur auf meine Erfahrungen in den Alpen oder in den Vogesen, mit direktem Zugang zur Quelle. Mit der Wasseraufbereitung aus Bächen beschäftige ich mich gerne mal in einem anderen Post. Hier sollen vornehmlich um den Transport gehen.

Jetzt habe ich lang und breit erklärt was ich selbst beim Wandern am liebsten trinke, aber eine Frage ist vielleicht noch offen:

Was empfehlen Experten, die sich mit Sporternährung wirklich auskennen?
Wäre nicht doch ein high-tech Sportgetränk mit vielen Mineralien und so weiter besser für den Körper?

Ja, das sollte man annehmen, ist aber meistens falsch. Ich glaube dieser Eindruck entsteht durch den Einfluss, der die Werbung auf uns hat. Wenn du dich aber auf neutrale und wissenschaftliche Quellen beziehst, gibt es niemanden, der an Quellwasser als idealem Sportgerät zweifelt. Handelsübliche Mineralwasser sind zwar eine Alternative, aber erstens stehen sie auf einer mehrtägigen Tour nicht zur Verfügung, zweitens ist ungewiss, wie gut der Körper Mineralien aus dem Wasser aufnehmen kann (im Vergleich zu fester Nahrung eher schlecht) und drittens sind einige Abfüllanlagen wegen Bakterien in die Kritik geraten. Also lieber gutes Trinkwasser aus dem Hahn oder eben – Quellwasser aus der Natur.

Welche Erfahrungen hast du gemacht? Was trinkst du unterwegs? Welche Produkte findest du empfehlenswert?

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