Über die Alexander-Technik

Die F.M. Alexander-Technik ist eine Methode der Bewusstmachung und Veränderung von physischen und psychischen Mustern, also Gefühlen und Denkweisen, ohne die wir besser leben würden. In diesem kurzen Essay schreibe ich darüber, wie sie entstehen und wie wir sie verändern können.

Wir sind gewohnt auf eine bestimmte Art zu denken und zu fühlen. Nur selten hinterfragen wir unsere Gefühle und Gedanken. Das betrifft alle Bereiche unseres Lebens: unseren beruflichen Kontext, unsere politischen Überzeugungen, wie auch sehr persönliche Themen und unsere Vorstellung von uns selbst. Insbesondere betrifft dies auch, wie wir über unsere Identität denken, über unseren Körper, wie er beschaffen ist, wie wir uns bewegen und warum mir dies oder jenes weh tut. Durch diese Denk-Gewohnheiten und wie wir uns selbst immer auf die gleiche Art wahrnehmen schränken wir uns ein. Unsere Denkweise, wie auch unsere Bewegungsweise wird immer mehr zur Normalität. So wird sie schließlich zur Überzeugung und buchstäblich zu unserer Haltung.

Vielleicht hast du auch schon einmal beobachtet, wie unbeschwert sich ein Kind bewegt, wenn es etwas vom Boden aufhebt. Fast scheint es, dass es nichts von der Schwerkraft weiss, die einen älteren Menschen buchstäblich zu Boden zieht. Dabei hat sich die Schwerkraft nicht verändert im Laufe unseres Lebens. Lediglich unsere Strategie, gegen sie anzukämpfen lässt uns müde werden.

Was wir gewohnt sind, fühlt sich automatisch richtig an

Mit der Alexander-Technik lernen wir unsere Gewohnheiten zu verändern. Das können Bewegungsgewohnheiten sein, aber auch mentale Gewohnheiten oder emotionale Muster, also Gefühle, die immer wiederkehren. Solche Muster haben die Eigenschaft, dass sie sich immerzu wiederholen, bis sie praktisch nicht mehr wahrnehmbar sind. Wir wiederholen sie auch dann noch, wenn die Ursache dafür schon nicht mehr existiert.

Unser Denken, wie wir unsere Gefühle bewerten, wie wir uns bewegen und atmen – all das sind Aktivitäten, die sich als Muster in unserem Nervensystem manifestieren und für uns zu einer Realität werden.

Wie wir das gewohnte verlassen können

Indem wir anfangen unseren Aufmerksamkeits-Fokus zu verlagern, beginnen wir uns zu verändern. Nicht was wir tun ist wichtig. Es ist auch nicht entscheidend, wie wir es tun. Die Freiheit beginnt, wenn wir beobachten, wie wir uns und die Welt wahrnehmen. Eine Situation neu und aufmerksam zu beobachten ist alles was wir brauchen, um uns verändern zu können.

Die Konzepte der Alexander-Technik unterstützen uns dabei. „Inhibition“, „Giving Directions“ und „Non-Doing“ sind Werkzeuge, mit denen wir uns bewusst machen was da läuft und wie wir uns anders wahrnehmen können. Indem wir unsere Selbststeuerung während einer einfachen Aufgabe verbessern, lernen wir auch in komplexeren Situationen unsere Ressourcen zu nutzen. Jedes mal wenn wir eine automatische Reaktion auf einen Reiz unterbinden, können wir eine bewusste Entscheidung treffen und unsere Selbstwirksamkeit verbessern.

Wie läuft das ab?

Im Alexander-Technik Unterricht wirst du durch die Hände des Alexander-Lehrers behutsam durch Bewegungen geführt. Sinn und Zweck ist es, wieder zu erfahren wie wir uns ohne innere Bewertungen bewegen. Ganz so wie das Kind, das etwas vom Boden aufhebt. Es könnte sich ärgern, dass es runtergefallen ist oder auch darüber, dass es sich schon wieder bücken muss. Das Gegenteil ist der Fall: es bewegt sich mit einer Freude und Leichtigkeit, die ansteckend ist. Die bittere Wahrheit ist: wenn es sich doch mal ärgert, dann hat es dies von den Erwachsenen gelernt.

Indem ich also wieder lerne mich frei von allen inneren Urteilen zu bewegen, verändere ich nicht nur meine Bewegungsweise, sondern meine Haltung gleich mit.

In jedem Augenblick entscheiden wir uns neu

Das ist kein Rezept, aber es ist eine lebenslange und lohnende Aufgabe. Und jeden Tag, wenn nicht jeden Augenblick, fangen wir wieder von vorne damit an. Das ist vielleicht anstrengend, immer wieder herausgefordert zu werden und es neu zu erleben. Aber es ist auch das, was unser Leben ausmacht. Es ist das, was uns lebendig sein lässt. Mascha Kaléko drückt es so aus: „ich freue mich, dass ich mich an die Schönheit und das Wunder niemals ganz gewöhne.“