Was macht ein gutes Outdoor-Messer aus?

Meine Meinung zum Survivalmesser der schwedischen Piloten:
Fällkniven F1

Es gibt Messer, die noch schärfer werden.
Es gibt Messer, die weniger kosten.
Es gibt Messer, die leichter zu schärfen sind.
Es gibt Messer, die noch mehr wegstecken.
Warum gefällt mir das Fällkniven F1 trotzdem mit Abstand am besten?

Gehen wir zunächst einmal darauf ein, was ein gutes Outdoormesser auszeichnet.

Schärfe

Ein gutes Outdoormesser muss vor allem eins sein: scharf. Oder besser gesagt: es muss gut schneiden. Hier unterscheiden sich die Stähle sehr untereinander, was hauptsächlich mit dem Anteil an Karbiden im Stahlgefüge zu tun hat.

Allgemein gelten Carbonstähle als sehr scharf, wie sie zum Beispiel bei Mora Messern oder dem U.S. Hersteller Essee zum Einsatz kommen. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass sie nicht optimal gegen Oxidation geschützt sind.

Beim (klassischen) Fällkniven F1 kommt ein laminierter Stahl zum Einsatz, der innen eine Schicht VG-10 aufweist. Mit einer HRC Rockwell Härte von ca. 59 wird er ähnlich hart wie Carbonstahl, ist aber nahezu unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Die Schneideeigenschaften des Stahls sind meines Erachtens so gut, dass sich für mich ein Carbonstahl erübrigt und ich ziehe hier den VG-10 vor.

Um es scharf zu halten, benutze ich persönlich am liebsten einen Diamantstein und ziehe es anschliessend auf einem Leder ab. Rasierschärfe (gemessen am Unterarm) ist damit kein Problem. Meine Fällkniven Messer sind schärfer als alle anderen Modelle, die ich im Einsatz habe – zumindest, wenn ich sie länger als einen Tag benutze.

Outdoormesser Fällkniven F1 mit Opinel Baumsäge und Firebox Nano

Masse & Gewicht

Es gibt einige Messer, mit denen du besser hauen kannst, weil sie länger und schwerer sind. Dazu zählt zum Beispiel der „grosse Bruder“ des F1, das Fällkniven A1 (siehe Grössenvergleich unten). Ein längeres Messer ist auch praktischer zum Batonen, also dem Längs-Spalten von Ästen oder kleinen Stämmen.

Wenn es allerdings darum geht, es mehrere Tage im Rucksack mitzutragen, ist mir ein Camp-Knife oder eine Axt zu schwer. Ein kompaktes Messer in Kombination mit einer guten Astsäge wiegt weniger und bietet mindestens die gleichen Möglichkeiten.
Mein Ziel ist es deshalb, ein kompaktes und relativ leichtes Messer zu haben, mit dem ich effizient arbeiten kann.

Die Scheide des Messers wird von einigen gerne als „Staubsaugerdüse“ verlacht. Ich habe bereits verschiedene Scheiden ausprobiert, bin aber doch wieder bei der Zytel Scheide gelandet, weil sie sehr funktionell ist. Ein Nachteil der Lederscheide ist, dass sie viel Feuchtigkeit speichert, während eine Kydex Scheide das Messer verkrazt und den Finger-Gard beschädigt, wenn sie das Messer sicher halten soll. Das Fällkniven F1 wiegt mit der Zytel Scheide ca. 200 Gramm, das finde ich akzeptabel. Ein anderes Messer packe ich nicht ein, also bleibt es dabei.

Anschliff – eine Wissenschaft?

Messerklingen unterscheiden sich in ihrer Form und in ihrem Anschliff. Unter Anschliff verstehen wir die Form, in der eine Schneide spitz zuläuft (im Querschnitt gesehen). Bei Klingen, die für die Holzbearbeitung und das Schnitzen verwendet werden sollen, ist der Skandi-Schliff, der Flachschliff, der ballige – oder der Hohlschliff verbreitet.

Der Skandi-Schliff gilt als Spezialist fürs Schnitzen, daher haben viele nordische Messer diese Klingenform. Der Hohlschliff verklemmt sich schnell mal, wenn ein grösserer Holzspan abgehoben werden soll. Der ballige Schliff (wie beim Fällkniven F1) ist der Form eines Beiles nachempfunden, was ihn sehr widerstandsfähig macht. Der Flachschliff ist eine Art Kompromiss aus allen Formen, ist sehr schneidfreudig und stellt für viele den goldenen Mittelweg dar.

Das Fällkniven F1 (wie auch die anderen Messer von Fällkniven) sind ballig geschliffen, haben also eine konvexe Form wie ein Beil.
Das führt dazu, dass die Schneide durch viel Material stabilisiert wird, es ergibt also eine widerstandsfähige Schneide die lange scharf bleibt.

Wenn sich die Klinge in Holz schneidet, wird der Holzspan (bis zu einer bestimmten Stärke) abgehoben und das Messer verklemmt sich nicht im Holz. Ausserdem unterstützt dieser Anschliff eine lange Standzeit der Schneide. Zu beachten ist allerdings, dass beim Nachschärfen die konvexe Form erhalten bleibt, denn eine Sekundärphase ist eher unerwünscht. Daher empfiehlt sich die sogenannte Mauspad-Methode zum Schleifen, wenn wirklich einmal Material abgetragen werden muss.

Outdoormesser Fällkniven F1 und sein grosser Bruder A1 im Grössenvergleich

Fällkniven F1 und A1 (der grosse Bruder) im Grössenvergleich

Schnitthaltigkeit – auf den Stahl kommt es an

Wie lange die Schneide eines Messers scharf bleibt, ist sehr unterschiedlich. Weiche Stähle sind einfach zu schärfen, bleiben aber nicht lange scharf.

Härtere Stähle bleiben länger scharf, sind aber aufwendiger zu schärfen. Allerdings ist das heute kaum mehr relevant, wenn du ein Schleifgerät aus Keramik oder eine Diamantfeile einpackst. Diese tragen ordentlich Material ab, ohne zu grob zu sein.
Wenn ich mein Messer also zu Hause wie oben beschrieben geschärft habe, hält es die Schärfe eine Woche lang. Das ist wirklich ein sehr guter Wert, und deshalb liebe ich mein Fällkniven. Ich packe trotzdem den kleinen Messerschärfer von Victorinox ein, denn manchmal möchte ich ein Quäntchen mehr…

Fakt ist aber auch, dass ich andere Messer bereits nach einem Tag nachschärfen muss. Und da macht sich der Unterschied beim Stahl enorm bemerkbar: Rasierschärfe am Anfang der Woche und ordentliche Gebrauchsschärfe am Ende der Woche beim Fällkniven VG-10 Stahl – verbunden mit dem billigen Schliff – sind einfach eine extrem hohe Schnitthaltigkeit.

Robustheit

Einige beklagen sich, dass der VG-10 Stahl des Fällkniven Mikroausbrüche bekommt. Ich kann das nicht bestätigen und benutze mein Messer auch nicht zum Hebeln. Beim Schneiden und beim Batoning habe ich noch keine Mikroausbrüche erlebt.

Wenn du Youtube-Videos mit viel Klicks drehen willst, kannst du gerne dein Messer kaputt machen – und das Fällkniven ist keine „Pussy“, wenn du solche Videos anschaust. Ich selbst benutze es zum Schneiden, nicht als Hebeleisen. Wenn du ein Rennrad mit Carbonrahmen für ein paar Tausend Euro kaufst, benutzt du es ja auch nicht für den Downhill-Trail hinter dem Haus.

Unter das Thema Haltbarkeit fällt aber auch die Beständigkeit gegen Rost. Dazu sollte man wissen, dass du niemals ein Messer in die Scheide steckst ohne es vorher an der Hose trocken zu wischen. Jedenfalls würde dem Fällkniven nichts passieren, auch wenn du das nicht machst.

Auch wurde bemängelt, dass das Griffmaterial Schaden nimmt, wenn man mit einem Ast drauf haut. Naja, muss ich sagen, dass ich nur auf den Klingenrücken haue, und niemals auf den Griff? Tut mir leid, aber dafür habe ich kein Verständnis.
Jedes Werkzeug verlangt, dass du im Sinne des Erfinders damit umgehst. Es sollte klar sein, dass ein Messer Schrammen bekommt wenn du damit auf Steinen rumreitest… davon abgesehen sehe ich keinen Grund, warum dieses Messer nicht zum Begleiter auf Lebenszeit werden soll.

Fällkniven_F1_outdoormesser-martinfrick-3388

Der ballige Anschliff eignet sich ideal, um Feathersticks herzustellen

Fazit

Wie eingangs erwähnt, es gibt für bestimmte Zwecke weitaus bessere Messer. Ausserdem ist die Wahl eines Messers auch Gewohnheits- oder Geschmacksfrage. Manche mögen einfach den Flachschliff lieber oder mögen die Skandi-Form.

Was für mich das Fällkniven F1 das beste Outdoor-Messer macht ist folgendes: ich kenne kein Messer, das in so vielen Disziplinen so gut ist. Es macht sehr viel Grobes mit und gleichzeitig kann ich locker einen Apfel damit schälen. Auch wenn ich es einen Tag lang zum Batonen ran nehme, hat es am Abend noch Rasierschärfe. Das habe ich noch mit keinem anderen Messer erlebt. Vielleicht ist es für dich kein Kriterium, weil Mann sich meistens morgens rasiert 😉 ich will damit nur sagen, dass ich den Stahl, das Design und die Wärmebehandlung einfach saugut finde. Ausserdem macht es für mich einen Unterschied, ob ich mein Messer dreimal oder fünfmal ansetzen muss, um einen Ast zu durchschneiden. Und es macht für mich einen Unterschied, ob es beim Batonen beim dritten oder beim fünften Schlag spaltet. Und dann noch immer noch sehr schöne Feathersticks schneidet. Mal ganz abgesehen vom Klingenrücken, der nun mal besser als jedes andere Messer Funken wirft, wenn ich mit dem Firesteel arbeite…

Ich finde dem Designer ist es gelungen, die Summe der Eigenschaften auf einem extrem hohen Niveau zu vereinen. Und deshalb ist es für mich das beste Messer um draussen unterwegs zu sein.

Mit welchem Messer hast du gute oder auch weniger gute Erfahrungen gemacht? Welches ist dein Favorit?
Schreibe es mir in die Kommentare!

PS Dieser Artikel gibt meine persönliche Erfahrung und subjektive Meinung wieder. Alle Produkte, die ich auf dieser Seite vorstelle, wurden von mir erworben und sind nicht vom Hersteller gesponsert – andernfalls weise ich im Artikel darauf hin.

Wie schärft man ein Messer mit balligem Schliff?

Leonhard Ulrich auf seinem Youtube Kanal „messermachen“ über das Schärfen ballig geschliffener Messer mit der Mouspad-Methode:

Wenn dich das Thema „Messer Schärfen“ interessiert, lohnt sich ein Blick auf seine Website: messer-machen.de.
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